Mit der ISO 27001 erhal­ten Unter­neh­men die Mög­lich­keit Ihre Secu­ri­ty Akti­vi­tä­ten ver­gleich­bar mit einem Qua­li­täts-Manage­ment Sys­tem – das in der Indus­trie und auch im Phar­ma-Bereich seit lan­gem erfolg­reich eta­bliert ist — struk­tu­riert zu pla­nen und umzusetzen.

Die ISO 27001 legt die Anfor­de­run­gen an ein Infor­ma­ti­on Secu­ri­ty Manage­ment Sys­tem (kurz ISMS) fest. Hier­bei wird ein kon­ti­nu­ier­li­cher Ver­bes­se­rungs­pro­zess (KVP, sie­he Link) fest­ge­legt, der das Unter­neh­men befä­higt in einer risi­ko­ori­en­tier­ten Vor­gangs­wei­se die not­wen­di­gen Sicher­heits­maß­nah­men zu ermit­teln und in Fol­ge zu imple­men­tie­ren und stän­dig zu ver­bes­sern. Oft wird ein ISMS als Soft­ware-Tool wahr­ge­nom­men, was es aber nicht ist. Das ISMS ist eine Metho­dik und Vor­gangs­wei­se, die im ers­ten Schritt nicht zwin­gend ein Soft­ware-Tool erfor­dert. In grö­ße­ren Unter­neh­men kann natür­lich eine Soft­ware die­se Metho­dik unter­stüt­zen, ins­be­son­de­re wenn meh­re­re Berei­che bzw. Per­so­nen in den Betrieb des ISMS invol­viert sind.

Was sind die häu­figs­ten Beweg­grün­de für eine ISO 27001 Zertifizierung?

1) Der Wettbewerbsvorteil

Die Nut­zung einer 27001 Zer­ti­fi­zie­rung für Mar­ke­ting und Ver­trieb als Argu­ment gegen­über Kun­den, dass sich das Unter­neh­men im Bereich der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit nach­weis­lich an aner­kann­te Stan­dards hält.

2) Haf­tung der Unternehmensleitung

Durch die Ein­füh­rung und Zer­ti­fi­zie­rung eines IS Manage­ment Sys­tems kann die per­sön­li­che Haf­tung der Unter­neh­mens­lei­tung durch Ver­mei­dung eines Orga­ni­sa­ti­ons­ver­schul­dens redu­ziert werden.

3) Die Rol­le für Kun­den des Unter­neh­mens und Umset­zung von Stand der Technik

Die Kun­den des Unter­neh­mens kön­nen die ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rung unter ande­rem als Garan­tien gemäß dem Arti­kel 28 der DSGVO (Auf­trags­ver­ar­bei­ter) und gemäß Arti­kel 32 (Daten­si­cher­heits­maß­nah­men) nutzen.

4) Vor­tei­le bzw. Nut­zen für das Unternehmen

Der Nach­weis, dass man sich um das The­ma Secu­ri­ty küm­mert und dies durch eine unab­hän­gi­ge Stel­le (der Zer­ti­fi­zie­rer) bestä­tigt wird.

5) Vor­teil für die Geschäftsführung

Der Nach­weis, dass sich die Geschäfts­lei­tung um unter­neh­mens­kri­ti­sche Auf­ga­ben wie die IT-Secu­ri­ty kümmert.

Die Umset­zung einer ISO 27001 befä­higt ein Unter­neh­men ein ange­mes­se­nes Sicher­heits­ni­veau zu errei­chen und zu hal­ten. Dies erfor­dert beson­ders die Unter­stüt­zung des Manage­ments (oft als Manage­ment Kom­mit­ment bezeich­net) und die Bereit­schaft die­se Metho­de nicht nur zu ver­schrift­li­chen, son­dern auch aktiv in die Geschäfts­pro­zes­se zu integrieren.

Die kos­ten­güns­ti­ge Alternative

Eini­ge Unter­neh­men nut­zen eine Anleh­nung an die Metho­dik und die Anfor­de­run­gen der ISO 27001, jedoch ohne die abschlie­ßen­de Zer­ti­fi­zie­rung durch­zu­füh­ren. Bei die­sem Ansatz setzt das Unter­neh­men auf inter­na­tio­nal aner­kann­te Metho­den und Stan­dards. Hier­bei erreicht man in vie­len Berei­chen eine Umset­zung gemäß dem aktu­el­len Stand der Technik.

Betrifft mich das neue Netz- und Infor­ma­ti­ons­sys­tem­si­cher­heits­ge­setz (NISG) und erfor­dert es eine ISO 27001 Zertifizierung?

Das NISG (https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2018_I_111/BGBLA_2018_I_111.html) betrifft nur defi­nier­te Bran­chen, die im §2 des Geset­zes defi­niert werden:

Ener­gie, Ver­kehr, Bank­we­sen, Finanz­markt­in­fra­struk­tu­ren, Gesund­heits­we­sen, Trink­was­ser­ver­sor­gung, Digi­ta­le Infra­struk­tu­ren als Betrei­ber wesent­li­cher Diens­te. Dar­über hin­aus auch Anbie­ter digi­ta­ler Diens­te wie zum Bei­spiel Online-Märkt­plät­ze, Online-Such­ma­schi­nen und Cloud-Comu­ting-Diens­te sowie die Ein­rich­tun­gen der öffent­li­chen Verwaltung.

Ob ein Unter­neh­men die Anfor­de­run­gen des Netz- und Infor­ma­ti­ons­sys­tem­si­cher­heits­ge­setz als Betrei­ber wesent­li­cher Diens­te erfül­len muss, wird vom Bun­des­kanz­ler fest­ge­legt und den betrof­fe­nen Unter­neh­men vor­aus­sicht­lich ab Anfang Q2 2019 zugestellt.

Als Anbie­ter digi­ta­ler Diens­te muss man selbst tätig wer­den und prü­fen, ob die Anfor­de­run­gen des NISG erfüllt wer­den müssen.

Für Betrei­ber wesent­li­cher Diens­te in Öster­reich gibt es kei­ne ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rungs­pflicht, jedoch die Ver­pflich­tung in den fest­ge­leg­ten Sparten

  1. Gover­ance und Risikomanagement
  2. Umgang mit Lie­fe­ran­ten und Dritten
  3. Sicher­heits­ar­chi­tek­tur
  4. Sys­tem­ad­mi­ni­nis­tra­ti­on
  5. Iden­ti­täts- und Zugriffsmanagement
  6. Sys­tem­war­tung und Betrieb
  7. Phy­si­sche Sicherheit
  8. Erken­nung von Vorfällen
  9. Bewäl­ti­gung von Vorfällen
  10. Betriebs­kon­tiui­tät
  11. Kri­sen­ma­nage­ment

ent­spre­chen­de Maß­nah­men zu imple­men­tie­ren und inner­halb eines Zeit­rau­mes von 3 Jah­ren den Nach­weis der ope­ra­ti­ven Wirk­sam­keit durch regel­mä­ßi­ge Audits zu erbringen.

Obwohl es kei­ne ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rungs­pflicht gibt, ist es unse­rer Ansicht nach wesent­lich eine struk­tu­rier­te Vor­gangs­wei­se zu eta­blie­ren. Emp­feh­lens­wert ist hier das Map­pings der Spar­ten mit den Anfor­de­run­gen der ISO 27001. Schluss­ge­fol­gert ist eine Nut­zung der ISO 27001 sinn­voll und emp­feh­lens­wert, da der KVP Pro­zess für die NISG Nach­wei­se genutzt wer­den kann.

Wie wich­tig ist die Ein­füh­rung eines ISMS Sys­tems nach ISO 27001 für Lie­fe­ran­ten gro­ßer Auftraggeber?

Als Lie­fe­rant grö­ßer Auf­trag­ge­ber, z.B. für die Auto­mo­ti­ve-Bran­che, Ener­gie­wirt­schaft oder Phar­ma-Bran­che ist es nahe­zu unab­ding­bar den Nach­weis erbrin­gen zu kön­nen, dass ange­mes­se­ne Maß­nah­men zum Schutz von Infor­ma­tio­nen und per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten imple­men­tiert wur­den. Gro­ße Auf­trag­ge­ber for­dern bereits jetzt oft­mals eine ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rung als Min­des­ter­for­der­nis von ihren Lie­fe­ran­ten. Dies hat ggfls. noch kei­nen unmit­tel­ba­ren Ein­fluss auf lau­fen­de Ver­trä­ge, jedoch ist zu erwar­ten, dass die ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rung in der Zukunft für Lie­fe­ran­ten ver­pflich­tend sein wird. Die Unter­neh­men sind daher gut bera­ten sich früh­zei­tig mit einer ISMS Umset­zung und der ISO 27001 The­ma­tik aus­ein­an­der­zu­setz­ten und die­se sorg­fäl­tig zu planen.

Die Auf­trag­ge­ber sehen fol­gen­de Vor­tei­le in der For­de­rung einer 27001 Zer­ti­fi­zie­rung Ihrer Lieferanten:

  • Anwen­dung der Zer­ti­fi­zie­rung als Garan­tie im Sin­ne der DSGVO Arti­kel 28 – Auftragsverarbeiter
  • Erhö­hung der Ver­trau­ens­wür­dig­keit des Lie­fe­ran­ten bei der Ver­ar­bei­tung von sen­si­blen Infor­ma­tio­nen eines Auftraggebers
  • Redu­zie­rung des Auf­wan­des im Ven­dor Manage­ment, da kei­ne indi­vi­du­el­len Sicher­heits­vor­ga­ben mit dem Lie­fe­ran­ten mehr ver­han­delt wer­den müssen
  • Redu­zie­rung der Auf­wän­de bei Lie­fe­ran­ten­au­dits in Bezug auf die Informationssicherheit
  • Höhe­res Rating bei der Lie­fe­ran­ten­aus­wahl für zer­ti­fi­zier­te Unternehmen

Unter­neh­men, die heu­te bereits den Ein­satz einer ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rung pla­nen, haben ggfls. heu­te bereits einen Wett­be­werbs­vor­teil gegen­über Anbie­tern, die kei­ne struk­tu­rier­te Vor­gangs­wei­se ihrer Infor­ma­ti­ons-Sicher­heit nach­wei­sen kön­nen oder dies planen.

Wel­che ande­ren Unter­neh­men sind bereits ISO 27001 zertifiziert?

In einer Erhe­bung im Febru­ar 2019 sind in Öster­reich rd. 150 Unter­neh­men nach ISO/IEC 27001 zertifiziert.

Die Top Bun­des­län­der mit zer­ti­fi­zier­ten Unternehmen:

  1. Wien: 61% der ISO 27001 zer­ti­fi­zier­ten Unter­neh­men sind aus Wien
  2. Ober­ös­ter­reich: 10%
  3. Stei­er­mark: 9%
  4. Tirol: 7%
  5. Vor­arl­berg: 6%
ISO 27001 Zertifizierungen nach Branche

Bei den Bran­chen dom­mi­niert mit deut­li­chem Abstand die IT-Bran­che, hier haben sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eini­ge Rechen­zen­tren und Inter­net-Ser­vice­pro­vi­der nach ISO/IEC 27001 zer­ti­fi­zie­ren lassen.

Die Top Bran­chen mit ISO 27001 Zertifizierung:

  1. IT: 37% der ISO 27001 zer­ti­fi­zier­ten Unter­neh­men gehö­ren zur IT Branche
  2. Ener­gie- und Was­ser­ver­sor­gung: 14%
  3. Immo­bi­li­en: 12%
  4. Indus­trie: 9%
  5. Öffent­li­che Stel­len: 9%
  6. Gesund­heits- und Sozi­al­we­sen: 7%
ISO 27001 Zertifizierungen nach Branche

Die Anzahl von ISO 27001 zer­ti­fi­zier­ten Unter­neh­men in Öster­reich liegt deut­lich unter dem Durch­schnitt ande­rer Län­der wie Deutsch­land. Ein Grund hier­für mag sein, dass Betrei­ber kri­ti­scher Infra­struk­tu­ren gemäß dem IT-Sicher­heits­ge­setz 2016 (ver­gleich­bar mit dem öster­rei­chi­schen NISG von 2018) eine ISO 27001 Zer­ti­fi­zie­rung nach­wei­sen müs­sen und dies in Öster­reich nicht der Fall ist. Es gibt nur aus­ge­wähl­te akkre­di­tier­te Zer­ti­fi­zie­rungs­un­ter­neh­men, die wesent­li­che Arbeit liegt in der struk­tu­rier­ten Beglei­tung der Zertifizierung.

Hier­für geben wir ein einem der nächs­ten Bei­trä­ge Tipps für einen erfolg­rei­chen Start einer Zertifizierung.